Auf der Gedenkveranstaltung zu dem schrecklichen rassistischen Terroranschlag von Hanau, bei dem vor nun sechs Monaten zehn Menschen ermordet wurden, wurde am Samstag vor allem eines deutlich: Wirklich tot sind die Opfer von Hanau erst, wenn man ihrer nicht mehr gedenkt! Diese Feststellung, die die Angehörigen von Ferhat Unvar, einem der Opfer, immer wieder betonten, war es wohl auch, die in der ganzen Republik auch ein halbes Jahr nach der Tat so viele Menschen auf die Straßen getrieben hat – viele davon auch in Frankfurt, wo die Gedenkveranstaltung in Hanau im Livestream verfolgt wurde. Eine größere Veranstaltung konnte aufgrund der Corona-Pandemie vor Ort in Hanau leider nicht stattfinden, was natürlich für sehr viele äußerst ärgerlich und frustrierend war. Dennoch war das Verständnis für die Begrenzung auf 249 Teilnehmer*innen aufgrund der Corona-Pandemie bzw. den neusten negativen Entwicklungen bei den Menschen da.
Zum Gedenken an Mercedes Kierpacz, Gökhan Gültekin, Ferhat Unvar, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz, Vili Viorel Păun, Kaloyan Velkov, Hamza Kurtović und Said Nesar Hashemi sprachen zunächst vor allem viele Familienangehörige. So hatte etwa die junge Schwester von Ferhat Unvar einen starken Auftritt. Klagen und Hinweise über Alltagsrassismus, Diskriminierung, Ungleichbehandlung und Racial Profiling, die ich auch in meinem Leben vielfach selbst erlebe und mit denen sich wohl fast alle Menschen, denen hierzulande ein sogenannter Migrationshintergrund attestiert wird, konfrontiert sehen, wurden in vielen Reden mit Beispielen verdeutlicht. So konnten Nicht-Betroffenen vor Augen geführt werden, wie schwierig und frustrierend solche Erfahrungen und Rückschläge für Betroffene sein können – und vor allem welchen Schaden sie für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt anrichten.
Positiv von den Menschen vor Ort wahrgenommen wurde die vielfältige „Gästeliste“. Auch die Eintracht-Fans und -Präsident Peter Fischer zeigten sich am Samstag indes solidarisch. Fischer sprach sichtlich vielen Angehörigen und Freund*innen aus der Seele. Außerdem waren viele Betroffene von anderen rechtsextremen und rassistischen Anschlägen als Redner*in auf der Bühne, unter anderem eine Rabbinerin aus Halle und Überlebende und Angehörige der Opfer der Anschläge von Wächtersbach und Mölln. Die Botschaften waren teils unterschiedlich, aber in einer Sache waren sich alle einig: Hanau sollte die Endstation und nicht nur eine Haltestelle einer noch längeren Reihe von rassistisch motivierten Morden in Deutschland sein!